• RAMA V (1830-1910)

    König Rama V. Chulalongkorn (1. Oktober 1868 - 23. Oktober 1910)






















    Chulalongkorn oder Rama V., der Große (Regierungsname: Phra Chunlachom Klao) wurde am 20. September 1853 in Bangkok geboren und starb am 23. Oktober 1910 in Bangkok.
    Er war von 1868 bis zu seinem Tod König von Siam, dem heutigen Thailand. Während seiner 42-jährigen Regierungszeit öffnete sich Siam weiter dem Westen, modernisierte sein Militär, Verwaltungssystem, Bildungs- und Rechtswesen, baute die Infrastruktur aus und schaffte die Leibeigenschaft ab.

    Als König nahm er den Thronnamen Phra Bat Somdet (Phra Paraminthara Maha Chulalongkorn) Phra Chunlachom Klao Chao Yu Hua an, unter dem er bis heute in thailändischen Dokumenten, Veröffentlichungen und Geschichtswerken bezeichnet wird. Er unterschrieb aber selbst mit Chulalongkorn Po.Ro., wobei das Po.Ro. für ParamaRachathirat (etwa "höchster König der Könige") steht. Auch im Ausland ließ er sich weiterhin Chulalongkorn nennen, weshalb dies in westlicher Literatur der verbreitetste Name für diesen König ist. So heißen auch die nach ihm benannten Universitäten Chulalongkorn-Universität und Maha-Chulalongkorn-rajavidyalaya. Der Thronname wird dagegen im Namen des ebenfalls nach ihm benannten Orden von Chula Chom Klao und der Chulachomklao-Militärakademie verwendet.

    Beginn der Regierungszeit - Phase unter Regentschaft
    Bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 18. August 1868 im Dschungel Südthailands infizierten sich der Vater und der 15-jährige Chulalongkorn mit Malaria. König Mongkut starb am 18. Oktober desselben Jahres. Dass ihm sein ältester überlebender standesgemäßer Sohn auf dem Thron folgen würde, wurde von vielen Beobachtern erwartet - insbesondere europäischen Ausländern erschien dies selbstverständlich. Es war aber nicht zwingend, da Siam weder über eine gesetzliche noch eine gewohnheitsrechtliche Thronfolgeregelung verfügte und sein Vater nach dem Tod seines Bruders und "zweiten Königs" (Uparat) Pinklao keinen Nachfolger bestimmt hatte. Stattdessen entschied ein Großer Rat aus Prinzen, hohen Beamten und Klerikern, wer neuer König würde. Neben Chulalongkorn kam auch sein wesentlich älterer Cousin Prinz Wichaichan, der Sohn Pinklaos, in Betracht. Auf Betreiben des Kalahom (Chefminister der Südprovinzen und des Militärs) Chaophraya Si Suriyawong (Chuang Bunnag), des höchstrangigen und mächtigsten Ministers seines Vaters, wurde Chulalongkorn zum König gewählt, Si Suriyawong zu seinem Regenten und Wichaichan zum neuen Uparat ernannt. Mit der Bestimmung eines "zweiten Königs" namen der Rat und Si Suriyawong eine Entscheidung vorweg, die eigentlich dem König selbst zukam. Chulalongkorns Gesundheit war zu dieser Zeit noch sehr labil, er erholte sich jedoch wieder. Bis zu seiner Volljährigkeit und eigentlichen Krönung im November 1873 lag die Macht bei dem Regenten. Schon früh interessierte sich Chulalongkorn für die Situation im Ausland. Im März und April 1871 besuchte er die zum niederländischen Kolonialreich gehörende Insel Java und die britische Kolonie Singapur, im Dezember desselben Jahres führte ihn eine Reise nach Britisch-Indien und Birma, um dort die europäisch geprägte Verwaltung kennenzulernen. Der britische Generalkonsul Thomas George Knox begleitete ihn dabei, ebenso wie eine vom König handverlesene Gruppe junger Prinzen und Aristokraten. Diese bildeten später den Kern von Chulalongkorns politischem Unterstützerkreis, der als Partei "Junges Siam" bezeichnet wird.

    Erste Reformen
    Noch während er unter Regentschaft stand, bemühte sich Chulalongkorn, das siamesische Finanzwesen zu modernisieren und zentralisieren. Bis dahin gingen viele staatliche Einnahmen an verschiedene Behörden und Ministerien, die unter Kontrolle mächtiger aristokratischer Familien standen, nicht aber an den königlichen Haushalt. Auch das System der Steuerpacht erwies sich als ineffizient, viele Steuerpächter erbrachten nicht die geschuldeten Zahlungen. Noch 1870 gründete der junge König ein Amt für Rechnungsprüfung. Nach seiner Volljährigkeit 1873 errichtete er die nach europäischem Vorbild organisierte Finanzbehörde Ho Ratsadakon Phiphat ("Halle der Steueraufkommensentwicklung"), Vorläuferin des heutigen thailändischen Finanzministeriums. Dieses unterstellte die Steuerpächter einer strengeren Aufsicht und sollte Absprachen zwischen den Pächtern und ihren Aufsehern zulasten der Kasse des Königs verhindern.
    Eine weitere einschneidende Veränderung in der Staatsorganisation war die Gründung des "Staatsrats" (Sapha thi prueksa ratchakan phaen din "Rat zur Beratung bei der Regierung des Reiches") im Mai 1874. Diese sollte offiziell nur Vorschläge für Reformen erarbeiten, wurde aber zum zentralen gesetzgeberischen und administrativen Organ der absolutistischen Herrschaft Chulalongkorns. Vorbild war vermutlich der französische Conseil d?État zur Zeit Napoleon Bonapartes. Die wichtigsten Punkte auf der Agenda des Rats waren die Abschaffung der Fronarbeit und Sklaverei sowie das Verbot des Glücksspiels, das der häufigste Grund für den Fall in Schuldknechtschaft war. Im August 1874 folgte die Einführung eines Kronrats, dessen (zunächst 49) Mitglieder den König persönlich beraten sollten.

     Zwischenfall vom Vorderpalast
    Diese radikalen Reformen stießen auf Ablehnung und Unmut traditioneller aristokratischer Eliten, die um ihre angestammten Pfründe fürchteten. Bereits ein Jahr nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Chulalongkorn kam es zu einer politischen Krise. Sie wird nach der Residenz des Uparat ("zweiten Königs") als "Zwischenfall vom Vorderpalast" bezeichnet. Der Uparat unterhielt zu dieser Zeit seine eigene Garde, die auf dem Gelände seines Palasts Quartier bezog. Nach der Explosion eines Pulverturms und dem Ausbruch eines Feuers auf dem Gelände des Großen Palasts, der Residenz Chulalongkorns, marschierten die bewaffneten Truppen des Vizekönigs vor dessen Mauern auf, vorgeblich um beim Löschen zu helfen. Der König befürchtete jedoch eine Palastrevolte zugunsten Wichaichans, seine Garde wies die Einheiten des Uparats ab und löschte den Brand selbst. Wichaichan, der eine Vergeltungsaktion von Seiten Chulalongkorns fürchtete, floh in das britische Konsulat. Siam stand kurz vor einem Bürgerkrieg. Nach Vermittlung des britischen Gouverneurs der Straits Settlements konnte Wichaichan in den Vorderpalast zurückkehren, musste jedoch die Vorrechte eines "zweiten Königs" aufgeben. Hintergrund der Krise war vermutlich der Konflikt zwischen den Anhängern Chulalongkorns, die seine Reformen befürworteten, und konservativen Eliten, die Wichaichan unterstützten. Obwohl der König scheinbar als Sieger aus dem Konflikt hervorgegangen war, zeigte er ihm, wie dünn seine Machtbasis und wie gefährlich seine rasche Reformpolitik war. In der Folge verschob er viele seiner Umgestaltungsprojekte auf lange Zeit. Die Räte hörten zunächst auf zu tagen, die fiskalischen Reformen wurden vorerst nicht umgesetzt und auch die Sklaverei bestand noch über zwei Jahrzehnte fort. Chulalongkorn forderte seine jungen Unterstützer auf, den etablierten Notabeln mit mehr Respekt zu begegnen, ihre "Gesellschaft des Jungen Siam" und die dazugehörige Zeitung zu schließen.

     Frage der Thronfolge
    König Chulalongkorn schaffte nach dem Tod seines Vizekönigs (Uparat) Prinz Wichaichan im Jahr 1885 das Amt des Vizekönigs ab und führte stattdessen die Ernennung eines Thronnachfolgers als Kronprinzen ein. Im Januar 1887 setzte er den neunjährigen Chaofa-Prinzen Vajirunhis als Siams ersten Kronprinzen (sayam makut ratchakuman) ein. Nach dem Tod des jungen Kronprinzen am 4. Januar 1895 erklärte der König seinen vierzehnjährigen Sohn Vajiravudh (der spätere König Rama VI.) zum neuen Kronprinzen.

     Der Innere Palast
    Der Innere Palast oder auch die Innere Stadt (auf Thai Khang nai oder Fai nai, "das Innere") war ein geografischer, institutioneller und sozialer Ort, wo ausschließlich Frauen residierten oder wohnten, die in irgendeiner Verbindung zum König standen. Während der Hochzeit des Inneren Palastes befanden sich hier etwa 3.000 Frauen, wobei Männer - bis auf den König, dessen Privatquartiere sich im Inneren Palast befanden, sowie dessen Söhne unter 11 Jahren - grundsätzlich Zutrittsverbot hatten. Es handelte sich also um einen Harem, dreifach größer als die umfangreichsten Harems des Osmanischen Reiches. Chulalongkorn hatte insgesamt 153 Ehefrauen, von denen ihm 35 Frauen 76 Kinder gebaren. Die anderen (weiblichen) Bewohner des Inneren Palastes waren unter anderem Konkubinen, Wachposten, Richterinnen, Geldverleiherinnen, Köchinnen, Dienerinnen und Sklavinnen.

     Das Erbe von Chulalongkorn
    Er hinterließ seinem Sohn Vajiravudh (Rama VI.), der bereits in England studiert hatte, einen modernen Staat mit vielfältigen Möglichkeiten zur Entfaltung des einzelnen Bürgers. Chulalongkorn ist in seinem Heimatland auch heute noch eine der meistverehrten Persönlichkeiten der thailändischen Geschichte.

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